2016

18.-19.11.2016: Impulsveranstaltung „Akzeptanz für Vielfalt on Tour“

Ort: Meppen und Aurich

Gemeinsam mit dem Kooperationspartner Land LuST e.V. wurde im Rahmen des Bundesmodellprojekts "Akzeptanz für Vielfalt" die Situation von LSBTI* Jugendlichen in Nordwesten Niedersachsens zunächst in Meppen am 18.11.2016 und einen Tag später in Aurich diskutiert. Zentrales Ziel war es Handlungsmöglichkeiten im Umgang mit gleichgeschlechtlich orientierten und trans*geschlechtlichen Jugendlichen in der Jugendarbeit herauszuarbeiten. 

Als Grundlage für die Entwicklung von Ideen und Maßnahmen, stellte Pascal Hartmann-Boll zunächst die Phasen der Entwicklung einer Identität als Schwuler, Lesbe oder trangeschlechtlicher Menschen vor. Die Teilnehmenden sollen zukünftig so erkennen können, wo sie wie unterstützen können. Wichtig war dabei in der Diskussion den Teilnehmenden insbesondere die Frage, wo dem einzelnen Jugendlichen geholfen werden kann und wo erste Schritte von ihm ausgehen müssen.

Allerdings wurde dabei auch klar, dass ich diese Frage nicht allgemeingültig beantworten läßt. Sicher ist nur, dass sich die Erkenntnis von gleichgeschlechter Orientierung oder Transgeschlechtlichkeit inzwischen für die Mehrheit spätestens in der Pubertät einstellt. Alle mit Jugendlichen arbeitenen Menschen müssen also davon ausgehen, damit konfrontiert zu werden, war eine der Einsichten der Abende. Ausgangspunkt der Einsicht war die Vorstellung der Studie des DJI, deren im Auftrag der Bundesregierung erstellten Ergebnisse 2016 veröffentlicht wurden.

Nach der theoretischen Einordung folgte dann die Erläuterung der in Meppen und Aurich bestehenden Angebote für LSBT*Jugendliche. Von großem Interesse war hier aus Sicht der hauptlich in der Jugendarbeit Tätigen die Zahl der Teilnehmenden dieser Angebote. Einfach zu beantworten ist diese Frage jedoch nicht. Da sich bei der "Peergroup8" in Meppen und Aurich jedoch um offene Angebote der Jugendarbeit handelt, schwankt die Zahl der Teilnehmenden der wöchentlichen Angebote entsprechend zwischen 10 bis 25 Jugendlichen.

Klar ist damit aber auch, dass es in allen vergleichbaren Kommunen einen entsprechenden Bedarf gibt. Gleichzeitig wurde diese Frage aber auch jeweils zum Ausgangspunkt der Einsicht, wie der Realität und Bedarf noch auseinanderliegen. So mußte Thomas Wilde an dieser Stelle darauf hinweisen, dass die Angebote der "Peergroup8" abgesehen von Hannover einmalig in Niedersachsen sind hinsichtlich ihrer Qualität.

Thomas Wilde kam dann auch zu, im fünften Abschnitt des Abends über die Politik der Landesregierung zu informieren. Im Mittelpunkt standen dabei die Möglichkeiten, die sich im kommenden Jahr durch den Start der "Kampagne zur Förderung der Vielfalt der sexuellen Orientierungen und geschlechtlichen Idenitäten" in Verbindung mit dem in der Akademie Waldschlösschen angesiedelten Programm "Akzeptanz für Vielfalt" ergeben.

Neben jeweiligen Abschnitten des Abends, die der mit Powerpoint Präsentationen unterlegten Wissenvermittlung traten, gab es auch Aktivierungen der Teilnehmenden. Im ersten Abschnitt war diese eine Sammlung von Thesen zum Thema, aus der sich die Teilnehmenden eine sie zur Stellungnahme reizende Aussage wählten. Sowohl in Aurich als auch Meppen wurde dabei deutlich, wie bedeutsam die Auseinandersetzung mit den Kirchen und Glaubensfragen erlebt wird. Dazu kamen in Aurich Befürchtungen, die sich mit dem Aufstieg der AfD verbinden.

Zweites Element der Aktivierung war die Präsentation des Themas "Transgeschlechtliches Coming out". Dazu hatten die beiden Dozenten jeweils einen trangeschlechtlichen Jugendlichen eingeladen, der über seine Erfahrungen berichtete und dann die Fragen der Teilnehmenden beantwortete. Eine gute Erfahrung war dabei für alle Beteiligten, dass beide "Trans*Jungen" überwiegend von sehr positiven Erfahrungen berichten konnten. Insbesondere die oft thematisierte Fragen der Regelung bei der Toilettennutzung wurde für beide Jugendlichen ganz pragmatisch im Hinblick auf empfundene Geschlecht gelöst - und weder Mitschüler noch Mitschülerinnen sahen darin ein Problem.

Als Resümee kann für beide Abende gezogen werden, dass die zusammen mehr als 50 Teilnehmenden sich zufrieden zeigten mit dem Gestaltung und den Inhalten der Veranstaltung. Gerade die Diskussionabschnitte zeigten aber auch auf, wo Teilnehmenden im Verlauf der Veranstaltung selber zunehmend unzufrieden wurden angesichts der fast überall fehlenden Angebote für diese Jugendlichen. So betonte eine Mitarbeiterin des Familienberatungszentrums Leer, dass die bei Peergroup8 gegebene Alterspanne von 14 - 27 Jahren nur ein erster Schritt sein könne, da sich die Bedürfnisse und Möglichkeiten eines 14 jährigen erheblich von 27-jährigen Jugendlichen unterschieden.